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Michel Majerus

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    Michael MajerusMichel Majerus thematisiert Kunst unter einem Aspekt, der selten ausgesprochen wird, doch generell zu bedenken ist. Es geht um den Fundus, das Archiv von wahrgenommenen und teilweise intensiv geliebten Bildern, das die Vorgeschichte jeder eigenen künstlerischen Produktion darstellt. Es ist ein Zeichen unserer Zeit, dass ein solches Werk möglich wird: Wir sind uns der Kunstgeschichte und ihrer Helden bewusst und wissen im Rückblick auf die Moderne um ihre Genese. Majerus adaptiert die Geschichte und reproduziert ihre visuellen Ereignisse: die Befreiung der künstlerischen Expression, die Autonomisierung der Wirkung von Form und Farbe, das radikale All-over, das Konzept der reinen Malerei. Zugleich zitiert er die historischen Weggenossen und Gegenspieler: die Printmedien, die Konsumästhetik, das Markenzeichen. Majerus lässt beide Welten aufeinanderprallen und zugleich ihre Konfrontation vergessen: alle Medien sind gleichberechtigt, jedes einzelne ist Ereignis.
    Majerus verfügt über ein ausserordentlich grosses und exaktes Bildgedächtnis. Nur in Ausnahmefällen kopiert er nach Vorlagen (Andy Warhols Sixtinische Madonna oder Objekte Frank Stellas der Cones and Pillars Series), alle anderen Bilder ruft er tatsächlich aus der Erinnerung ab: die atmosphärischen Farbkompositionen eines Willem de Kooning, die ebenen Oberflächen eines Barnett Newman oder Ellsworth Kelly, ebenso die prägnanten Umrisse von Zeichentrickfiguren.
    In der Serie der kleinen quadratischen Werke wird die fortlaufende Numerierung (z.Zt. bis Nr. 25) zum Synonym ständig wechselnder und frei verfügbarer Bilder - nicht nur gemalter, sondern auch seriell produzierter und durch Siebdruck multiplizierbarer Art. Parallel gewann der Einsatz von Text an Bedeutung. Er liefert Verweise auf den kritischen Kontext von heutiger Kunstproduktion, bringt Begriffe, Forderungen und Setzungen ins Spiel, denen sich die Kunst heute aussetzt. So erzeugt er Referenzen und Referentialitäten, die mit den Bildern diskutieren. Fürs 21. Jahrhundert steht in einem Porträtbild (des Techno-Gurus Sven Väth). Die Forderung "avoid anything that looks like you've tried too hard" übertitelt einen Raum, der unter anderem ein neu entworfenes de Kooning-Gemälde enthielt - und in einigem Abstand setzte Majerus eine Hommage an die Zitierten hinzu: "anything looks like you've tried to avoid this."
    In Majerus' Appropriationsstrategie findet sich keine Spur eines Lamentos, sondern eine enorme Dynamik. Man kennt die Bilder, die er produziert, doch die Tatsache, dass sie jetzt neu hergestellt sind, befreit sie vom originären Autor und erzählt förmlich vom Trieb eines Betrachters. Im Deutschen gibt es dafür einen einfachen Satz: Haben wollen!





    Michel Majerus


  • Geboren 1967 in Esch
  • 1986 -92 Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart
  • Lebt und arbeitet in Berlin

    Stipendien und Preise:
  • 1993 Stipendium der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart
  • 1998 Arbeitsstipendium der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Berlin

    Einzelausstellungen (Auswahl)
  • 1998 Eleni Koroneou Gallery, Athen (GR)
  • 1997 Space Safari, Anders Tornberg Gallery, Lund (S)
    qualified, Galleria Gio Marconi, Mailand (I)
    Produce-Reduce-Reuse, Galerie Karlheinz Meyer, Karlsruhe
  • 1996 Aesthetic Standard, Grazer Kunstverein, Graz (A)
    Monika Sprüth Galerie, Köln
    Fertiggestellt zur Zufriedenheit aller, die Bedenken haben, neugerriemschneider, Berlin
    Kunsthalle Basel, Basel (CH)*
    The Museum of Modern Art Syros, Kykladen (GR)
  • 1994 neugerriemschneider, Berlin

    Gruppenausstellungen (Auswahl)
  • 1998 Malerei, Galerie Karlheinz Meyer, Karlsruhe
    manifesta 2, Luxemburg (L)*
    Das Jahrhundert der künstlerischen Freiheit. 100 Jahre Wiener Secession, Wien (A)*
    Tell Me a Story: Narration in Contemporary Painting and Photography, Le Magasin, Grenoble (F)*
  • 1997 Topping Out, Städtische Galerie, Nordhorn*
    Imbiß, Künstlerhaus Stuttgart, Stuttgart
  • 1996 Alle Neune, ACC Galerie, Weimar
    Wunderbar, Hamburger Kunstverein, Hamburg; Kunstraum, Wien (A)
    something changed, Galerie Klosterfelde, Hamburg
    SammlungVolkmann: Faustrecht der Freiheit, Neues Museum Weserburg, Bremen; Kunstsammlung Gera, Gera
    Malerei III, 1996, Monika Sprüth Galerie, Köln
  • 1995 Under Thirty, Galerie Metropol, Wien (A)*


    [Gunda Förster] [Hans Hemmert] [Sabine Hornig] [York der Knöfel] [Michel Majerus]
    [Antje Majewski] [Olaf Nicolai] [Manfred Pernice] [Daniel Richter]

Maria Marangou,
Birgit Hoffmeister:
dank
Maria Marangou:
preface
Birgit Hoffmeister:
im wandel der zeit
Peter Herbstreuh:
hier und jetzt
credits

künstler der ausstellung:
gunda förster
hans hemmert
sabine hornig
york der knöfel
michel majerus  
antje majewski
olaf nicolai
manfred pernice
daniel richter

Sabel GUISSÉ
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