Adam Kraft

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Selbstbildnis Adam Krafts von 1496 am Sakramentshaus in St. Lorenz in Nürnberg

Adam Kraft (* zwischen 1455 und 1460 in Nürnberg; † Mitte Januar 1509) war ein deutscher Bildhauer und Baumeister zur Zeit der Spätgotik.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Adam Kraft wurde in Nürnberg als Sohn eines Schreiners geboren. Bis auf die damals üblichen Wanderjahre, die er in Ulm und Straßburg verbrachte, wirkte er nur in Nürnberg und Umgebung. Über sein Leben ist nicht viel bekannt. Trotz seiner zwei Ehen blieb er wohl kinderlos. Er hatte nur einen kleinen Betrieb mit zwei oder drei Arbeitern. Trotz zahlreicher Aufträge befand er sich zeitlebens in finanziellen Nöten.

Das Sakramentshaus in St. Lorenz in Nürnberg

Als sein Meisterwerk gilt das Sakramentshaus in St. Lorenz in Nürnberg, ein 20,11 Meter hoher gotischer Turm aus Sandstein, der mit seiner Vielzahl an Figuren (Darstellungen des Letzten Abendmahls, der Kreuzigung und der Auferstehung Jesu Christi), Fialen und dem Maßwerk an geflochtene Ranken eines Baums erinnert. Der Sockel des Sakramentshauses wird von drei Figuren gestützt: In der mittleren hat sich Kraft selbst verewigt, die anderen beiden stellen vielleicht seine Gesellen dar, die an dem Werk beteiligt waren. Trotz seiner filigranen Gestalt und der starken Beschädigung von St. Lorenz durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg konnte das Sakramentshaus durch eine Umhüllung aus Gips vor der Zerstörung bewahrt werden. Nur die 7 Meter hohe Spitze, die sich an das Gewölbe anschmiegt, wurde nach dem Krieg rekonstruiert.

Ein weiteres von ihm geschaffenes Sakramentshaus befindet sich in der Sankt-Andreas-Kirche in Kalchreuth nördlich von Nürnberg.

Neben dem St. Lorenzer Sakramentshaus ist noch das Schreyer-Landauer-Epitaph an der Außenwand des Ostchores von St. Sebald in Nürnberg als eines der bedeutendsten Werke Adam Krafts zu nennen. Das von den Nürnberger Patriziern Sebald Schreyer (Gotteshausmeister der Sebalduskirche sowie Freund Albrecht Dürers und Krafts[1]) und Matthäus Landauer gestiftete Epitaph entstand in den Jahren 1490–92 und ist wohl eine Art Meisterstück des Bildhauers, mit dem er sich für das kurz danach entstandene Sakramentshaus in St. Lorenz empfehlen konnte. Das Epitaph besteht aus drei in der Art eines Flügelaltars zusammengesetzten Steinreliefs, auf denen in fast malerischer Manier Szenen aus der Passion Christi dargestellt sind. In der Nürnberger Frauenkirche findet sich als weiteres, bedeutendes Werk der um 1498 entstandene, ursprünglich im aufgelösten Nürnberger Augustinerkloster beheimatete Pergenstorffer-Epitaph mit einer Schutzmantelmadonna als zentraler Figur.

Ein Großteil seiner Werke befindet sich als Leihgabe im Germanischen Nationalmuseum: Reliefs der Kreuzwegstationen von der Nürnberger Burg nach St. Johannis, Relief von der Waage, eine Anna selbdritt usw.

Büste Adam Krafts in der Ruhmeshalle in München

Adam Kraft wurde in Schwabach bei Nürnberg am 21. Januar 1509 beigesetzt. Dort ist das Adam-Kraft-Gymnasium nach ihm benannt. Zu Ehren Adam Krafts wurde seine Büste in der Ruhmeshalle in München aufgestellt. Auch die Adam-Kraft-Realschule in der Südstadt Nürnbergs ist nach ihm benannt. Mit dem Bau der Düsseldorfer Kunstakademie wurde sein Name unter den bedeutenden Bildhauern im Fries der Fassade an der Westseite (Rheinseite) eingemeißelt.

Der Asteroid (6146) Adamkrafft wurde ihm zu Ehren benannt.

Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rudolf Bergau: Kraft, Adam. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 17, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 5–8.
  • Quirin Engasser (Hrsg.): Große Männer der Weltgeschichte. 1000 Biographien in Wort und Bild. Neuer Kaiser Verlag, Klagenfurt 1987, ISBN 3-7043-3065-5, S. 253.
  • Frank Matthias Kammel (Hrsg.): Adam Kraft. Die Beiträge des Kolloquiums im Germanischen Nationalmuseum. Verlag des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg 2002, ISBN 3-926982-80-2 (Wissenschaftliche Beibände zum Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 20).
  • Hans-Josef Olszewsky: KRAFT, Adam (Memento vom 29. Juni 2007 im Internet Archive). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 4, Bautz, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-038-7, Sp. 588–591.
  • Wilhelm Schwemmer: Kraft, Adam. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, ISBN 3-428-00193-1, S. 650–652 (Digitalisat).
  • Heinz Stafski: Die Hausreliefs des Adam Kraft. In: Nürnberger Altstadtberichte. 4, 1979, S. 31–44.
  • Heinz Stafski: Zwei gerettete Steinbildwerke von Adam Kraft. In: Jahresbericht des Germanischen Nationalmuseums. 93, 1948, ZDB-ID 218910-0, S. 3–6.
  • Erich Steingräber: Die Nürnberger Stadtwaage. Reclam, Stuttgart 1966 (Werkmonographien zur bildenden Kunst in Reclams Universal-Bibliothek, 113; Universal-Bibliothek, 9113).
  • Susanne Wegmann: Der Kreuzweg von Adam Kraft in Nürnberg. Ein Abbild Jerusalems in der Heimat. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg. Bd. 84, 1997, ISSN 0083-5579, S. 93–117, online.
  • Gerhard Weilandt: Die Sebalduskirche in Nürnberg. Bild und Gesellschaft im Zeitalter der Gotik und Renaissance. Imhof, Petersberg 2007, ISBN 978-3-86568-125-6 (Studien zur internationalen Architektur- und Kunstgeschichte 47).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Adam Kraft – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Max Döllner: Entwicklungsgeschichte der Stadt Neustadt an der Aisch bis 1933. Ph. C. W. Schmidt, Neustadt an der Aisch 1950; Neudruck ebenda 1978, S. 96 und 674.